Störche halten Stromleitungsfachleute auf Trab
In Aichhalden und Seedorf Stromleitungen gesichert

„Sehr viel los“ sei in diesem Jahr bei den Störchen, hat der ehrenamtliche Weißstorchbetreuer Hartmut Polet aus Sulz-Mühlheim beobachtet. Ständig ist Polet auf Achse und schaut, was seine Lieblinge so treiben. Dass so viel los ist, ist eigentlich kein Wunder. Mehr als verdoppelt haben sich die Storchenpaare in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren.
Aichhalden /Dunningen/Waldmössingen. Das hat auch Polet gemerkt: Konnte er sich früher auf sein Heimatdorf beschränken, so kamen in den vergangenen Jahren immer weitere Orte hinzu, an denen sich Storchenpaare an mehr oder weniger geeigneten Orten niederließen: Kirchen, Birken und Tannen in Winzeln und Waldmössingen, Und in diesem Jahr besonders beliebt bei den Störchen: Strommasten.

Strommasten eigentlich kein guter Nistplatz
Das ist allerdings problematisch für Mensch und Tier. Der Nestbau kann zu Kurzschlüssen führen. Längere Stromausfälle wären die Folge. Deshalb informiert Polet sofort die zuständige Gemeinde und Netze-BW, die in der Region für die Stromnetze verantwortliche Tochter der EnBW, wenn ein Nestbauversuch gemeldet wird.

In den vergangenen Tagen hatten die Netze-BW Monteure gut zu tun. Sie kommen mit einem Hubsteiger und ziehen Isolierhauben über die stromführenden Kabel.

Auch in Seedorf auf Strommasten
In Seedorf haben die Spezialisten mit Schutzausrüstung gearbeitet. Anwohner hatten Polet nämlich von Nestbauversuchen auf einem Privatgrundstück an der Heiligenbronner Straße auf einem Niederspannungsmast berichtet. „Unzählige Störche waren am Morgen im Bereich des Mastes unterwegs“, erzählt Polet. Dabei habe es Paarungsrituale und Nestkämpfe am Mast gegeben.

Ein Storch sei beringt gewesen. „ACC82“ stammt demnach aus Lauffen bei Freiburg. Als die Monteure kamen, hätten die Störche zögerlich den Mast verlassen. „Es gab immer wieder Anflugversuche mit Ästen.“ Das Nest habe er beim Landratsamt gemeldet, berichtet Polet. „In Seedorf fliegen die Störche auch mit Ästen an andere Orte, die ich gestern aber nicht orten konnte.“
Weitere Nestbauversuche in Aichhalden
Auch in Aichhalden sind die Störche angekommen. Neben dem Nest auf einem Strommast beim Friedhof (wir haben berichtet) brächten die Störche auch Äste auf andere Masten im Ort. Ob weitere Störche im Ort sind, wolle er weiter beobachten. Gesehen habe er Störche auf dem Rathaus auf der Sirene und auf Kaminen.


Polet lobt die Mitarbeiter von NetzeBW: Sie hätten drei Strommasten in kurzer Zeit unter enormen Sicherheitsvorkehrungen gesichert. „Innerhalb 24 Stunden haben sie Sofortmaßnahmen geplant, nachdem das Landratsamt und die Storchenbeauftragte des Landes, Judith Opitz, den Mastsicherungen zugestimmt hatten.“
Dass das so schnell geklappt habe, sei auch zwei Frauen in Aichhalden und Seedorf zu verdanken. Sie hatten Polet über Facebook auf die Strommasten aufmerksam gemacht. (Wir haben berichtet.) Er bittet weiterhin um Hinweise aus der Bevölkerung, damit gegebenenfalls solche Strommasten gesichert werden können.
Waldmössinger Storch mit Ring aus Hiddensee
Bei einem der Waldmössinger Störche konnte Polet den Ring erkennen. Nun hat er die Auskunft erhalten, dass die Vogelwarte auf der Ostseeinsel Hiddensee den Storch beringt hat. Nähere Einzelheiten zu diesem Storch erwarte er noch.

Nach den Sicherungsarbeiten werden Mitglieder des NABU Dunningen sich um die Storchennester in Seedorf kümmern, freut sich Polet. Die (ehrenamtliche) Arbeit wird ihm dennoch nicht ausgehen, wenn die Zahlen der Storchenpaare so ansteigen wie in den vergangenen zehn Jahren.
